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Ich bin gebürtiger Mannheimer und war dort als Direktor des Regionalverbandes tätig. Als einer der jüngsten Direktoren in ganz Deutschland. Der Regionalverband umfasst eine Region mit 2.3 Millionen Einwohner. Das ist das Vierfache des Grossraums Zürich. Fast 100'000 Unternehmen sind dort zu Hause, das entspricht der gesamten Wirtschaftskraft der französischen Schweiz. Ich war als Direktor für Nahverkehr, am Kopf einer etwa 30-köpfigen Verwaltung, für die Planung und Entwicklung dieses Raumes zuständig. Wir standen vor einer Riesen Herausforderung, denn die Deutschen Bahn plante,... an dieser Region vorbei zu fahren. Ihr Vorhaben sah so aus, eine ICE Neubaustrecke von Frankfurt nach Stuttgart zu bauen, ohne am Ballungsraum Mannheim, Heidelberg Ludwigshafen anzuhalten. Die Bahn plante eine Neubaustrecke, eingebunden in ein Europäisches Hochgeschwindigkeits-Netz von Frankfurt nach Stuttgart.... an Mannheim vorbei. Die Herausforderung bestand darin zu zeigen, dass man bei diesem Raum nicht einfach durchfahren kann, sondern dass man dort halten muss. Es kam nach zwei-einhalb Jahren Kampf, zum Showdown, zu der wichtigsten zentralen Veranstaltung.

Ich hatte anzutreten gegen eine Person: Hartmut Mehdorn, dem Chef der Deutschen Bahn. Wir mussten nämlich vor einer gerichtsähnlichen Behörde mit einer hochkarätigen Jury unsere Position präsentieren: Die Deutschen Bahn Ag und ich Christoph Sperber als Jurist, mit seinen zwei Ingenieuren. Angetreten gegen die versammelte Ingenieur-Wissenschaftliche Bahntechnik der Deutschen Bahn. Ein Saal, gleissendes Licht. Zuerst trat Hartmut Mehdorn ans Mikrofon und präsentierte sein Konzept einer Neubaustrecke an dieser Region vorbei. Aber er hatte eine Fehler begangen. Er hatte nicht das Buch gelesen: "Vergessen Sie alles über Rhetorik" Denn dann hätte er gewusst, dass seine Beamer-Präsentation, mit drei, vier Beamer nebeneinander, und sein Trommelfeuer von sachlichen Argumenten, und technischen Details, auf die Jury keinen Eindruck machen konnte. Mir als kleiner, junger Verbandsdirektor blieb nur die Chance eine Geschichte zu erzählen. Ich erzählte die Geschichte unseres Landes Deutschland. Deutschland das geprägt ist von vielen kleinen Zentren, ganz im Unterschied zu Frankreich, wo man nur drei, vier grosse Städte hat. Dort ist es sinnvoll mit dem TGV nur diese Städte direkt zu verbinden, denn damit erreicht man 60/70% der Bevölkerung . Aber in Deutschland ist das anders. Schon seit den Römern, die den Oberrhein hochgekommen sind, waren alle wesentlichen Entwicklungen über die Verkehrsbeziehungen geprägt. Und diese Geschichte habe ich erzählt und habe deutlich gemacht, dass es unser politisches System des Föderalismus gebietet, die Ballungszentren miteinander zu verbinden. Dass dies ein Stück Politik ist und man an einer Region mit 2,3 Mio Einwohnern nicht einfach vorbei fahren kann. Zwei-einhalb Jahre Kampf lagen hinter uns und viele, viele Bürgerinitiativen. Nun waren wir gespannt, ob es uns gelingen würde dem Giganten Deutschen Bahn AG eine Niederlage beizubringen. Der Tag ging vorbei und 4 Wochen später kam die Entscheidung: In meinem Büro kam ein Schreiben von der zuständigen Behörde an. Ich öffnete das Couvert, ich schaute hinein: Ich sagte meiner Sekretärin: "Machen Sie einen Sekt auf! Wir haben es geschafft." Die Deutschen Bahn AG musste zurück rudern: Der ICE bei der Neubaustrecke bekommt nun definitiv einen Halt in Mannheim.

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Letztes Update: 29.Mai 16