Drei Irrtümer in der Rhetorik
Rhetorik Tipp: Irrtümer in der Rhetorik
Ich habe vom Leben gelernt, dass eine Regel, nur weil sie jeder im Munde führt, noch lange nicht richtig sein muss. "Richtig" ist wie immer so zu verstehen: führt es mich zum gewünschten Ergebnis? Ja oder nein?
Ja, die Leute sollen mir an den Lippen kleben
Unter diesem Blickwinkel habe ich einige Irrtümer in der allgemein gelehrten Rhetorik entdeckt:
Erster Irrtum: Ein Gleichnis aus dem Berufs-Bereich der Zuhörer, hat höhere Wirkung
Wenn Jesus zu Fischern spricht, und dort ein Gleichnis vom "Fische fangen" erwähnt, wäre das angeblich einprägsamer. Meine Erfahrung ist, das stimmt nicht! Machen Sie einmal den Versuch und machen vor einem Ärztekongress ein Gleichnis, in dem Sie einen Sachverhalt mit einer Operation vergleichen. Dann machen Sie für denselben Sachverhalt ein Gleichnis, wo Sie es mit der Arbeit eines Steinmetz vergleichen, von dessen Arbeitsweise die Ärzte im Normalfall keine Ahnung haben. Ich erlebe es in meinen Seminaren immer wieder: Die Wirkung eines weit von deren Berufswelt angesiedelten Vergleichs ist um ein vielfaches höher.
Zweiter Irrtum: Eine Information haftet besser, wenn ein zusätzlicher Sinneskanal angesprochen wird
Sie haben fünf Sinne. Die zwei wichtigsten bei der Rhetorik sind Augen und Ohren. Der Spruch sagt jetzt folgendes: Wenn Sie eine Information statt nur über den Sinneskanal Ohr noch zusätzlich über den Sinneskanal Auge aufnehmen, ist die Behaltens-Quote höher.
Meine Erfahrung ist, das stimmt nicht! Dieser Spruch dient als Begründung, Botschaften zusätzlich nochmal als Text mit PowerPoint an die Wand zu werfen. Wenn ich im Seminar den identischen Satz einmal freigesprochen vortrage und in einer zweiten Version denselben Text gleichzeitig hinter mir auf Folie zeige, (Und selbst, wenn Sie frei sprechen) dann rast die Wirkung dramatisch nach unten. Und damit gleichzeitig auch die Behaltensquote. Denn Sie behalten etwas nicht vermehrt wegen eines zusätzlichen Sinneskanals, sondern wegen zusätzlicher Emotionen. Und Text auf der Folie tötet Emotionen, das können Sie sofort selbst ausprobieren.
Dritter Irrtum: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
Das ist ein hartnäckiger Irrtum. Dieser Spruch wird von der ganzen Menschheit wiederholt. Es kommt jetzt darauf an, welches Bild Sie zeigen. Bei einem schematischen Schaudiagramm für einen komplizierten Sachverhalt sage ich nichts, da wird es wirklich einfacher zu verstehen. Aber wenn Sie ein Foto von einer Blumenwiese zeigen, und das in der zweiten Version gegenüberstellen zu jemandem der Ihnen die Blumenwiese sprachlich so beschreibt, das Sie auf Ihrer geistigen Leinwand projiziert wird, dann werden Sie erstaunt feststellen, dass bei der reinen Sprachenversion bei Ihnen wesentlich mehr ausgelöst wurde. Der Grund ist einfach: bei der Foto-Version ist das Bild ausserhalb von Ihnen, bei der Sprachenversion habe ich das Bild in Ihnen selbst kreiert.
Jetzt muss man nur noch wissen, wie man sprachliche Bilder mit höchster Wirkung kreiert, dann hat das Foto (oder das eingespielte Video) keine Chance mehr. Im Seminar "Präsentieren als Infotainment" bringe ich Ihnen die Bildersprache so bei, dass Sie sie auf Anhieb jedem Foto die Schau stehlen.
Dies waren nur drei rhetorische Irrtümer. Hier finden Sie die vollständige Sammlung rhetorischer Irrtümer.
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Letztes Update: 17. Februar 2017